Wochenende in Franken
Vincent, Thomas, Basti und Michi fuhren Freitag Abend in die Fränkische. Dieses Mal hatte uns das Wetter in die Fränkische gezogen, da es in vielen der anderen nahe gelegenen Klettergebiete regnen sollte. Außerdem hatte zumindest Michi noch eine dicke Rechnung an der Schüttersmühler Wand zu begleichen: Das Luftballondach (9), ein ca. 8 m langes Rissdach, dass 1981 von Kurt Albert erstbegangen wurde. Schon der Fakt, dass Kurt Alberg der Erstbegeher war, reichte aus um auch Thomas und Basti zu überzeugen. Die Erzählungen von Michi sowie der Fakt, dass es sich um einen Riss und ein Dach handelte führten dazu, dass Thomas und Basti es unbedingt einmal versuchen wollten!
Auch wenn Vincent nicht so scharf auf das Rissdach war, so hatte er doch große Lust auf die Fränkische. Am Samstag, als Basti, Thomas und Michi das Luftballondach probierten, traf sich Vincent daher zum Klettern mit einem Freund aus der Fränkischen.
Für Thomas, Basti und Michi ging es nach dem abgefahrenen Zustieg so richtig los. Michi startete als erster in den Riss, da er zumindest schon mal die Idee einer Beta hatte. Einfacher als beim letzten Mal fühlte es sich zwar leider nicht an, aber dennoch machbar. Die Hoffnung auf den Durchstieg war da!
Basti und Thomas nahmen sich dann Zeit zum ausprojektieren. Schließlich sollte das Projekt ja gleich an diesem Tag noch fallen. Interessanter Weise hatten wir alle drei leicht unterschiedliche Lösungen. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass die Handgröße beim Rissklettern sehr entscheidend ist. Eine etwas größere oder kleinere Hand kann einen Klemmer schon deutlich schlechter oder gar unmöglich machen.
Nach dem die beiden mit Ausprojektieren fertig waren, war Michi mit seinem ersten Durchtiegsversuch dran. Die Hoffnung war da, die Überzeugung kam allerdings erst, als die beiden Knieklemmer super hielten und er tatsächlich den ausgecheckten No Hand Rest genießen konnte. Der Übergang in den Riss war zwar etwas wackelig, glücklicherweise konnte Michi aber den für ihn so guten Fausklemmer platzieren. Das war für ihn die Stelle der Tour gewesen nach der er wusste, dass es jetzt klappen könnte. Das hat es dann auch. Überglücklich kam Michi am Top an, denn damit war ein langes Projekt endlich abgehakt.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause waren dann Basti und Thomas mit ihren Durchstigsversuchen dran. Auch wenn er selbst zuvor nicht ganz überzeugt gewesen war, ob der Durchstieg für ihn möglich wäre, gab Basti richtig Gas und tänzelte fast schon durch den Riss. An der Dachkante wurde es dann doch nochmal kurz spannend, aber wer einmal so weit gekommen ist, lässt im Luftballondach nicht mehr los. Uns das dachte sich wohl auch Basti. Sein Freundenjubel am Top war wohl noch in Pottenstein zu hören.
Für Thomas stieg damit der Druck, denn wer als letztes im Freundeskreis ein Projekt offen hat, läuft Gefahr niemanden mehr zu finden, der mit zum Projekt fährt. Erst recht an einer Wand, an der es fast nur eine Tour gibt. Doch Thomas, als erfahrener Fels- und Wettkampfkletterer ließ das natürlich nicht an sich ran. Souverän konnte auch er im 4. Versuch das Luftballon Topen, was den Tag perfekt machte.
Schnell machten wir noch einige Gruppenbilder, die wohl für jeden unsere Freude über den Durchstieg ersichtlich machen dürften, dann trafen wir uns wieder mit Vincent und tauschten die Neuigkeiten des Tages aus.
Am nächsten Tag ging es an die Vogelherdgrotte. Wir wählten diese Wand extra aus, weil wir die Hoffnung hatten, dass es hier nicht zu voll sein würde. Außerdem hatte uns Vincents Freund dort einige schöne 8a's empfohlen. Tatsächlich kamen wir am Fels an und es war nicht voll. Nur 2 weitere Kletterer waren am Fels. Was wir jedoch nicht bedacht hatte: Es gab auch nur 2 interessante Routen an dem Fels.
Zwei weitere Kletterer kamen auch noch hinzu, doch ihnen war es wohl zu 8. zu voll, weshalb sie wieder flüchteten.
An der Vogelherdgrotte hat als 8a affiner Mensch die Wahl zwischen zwei Touren: The Flow und Ludwig, die unterschiedlicher nicht sein könnten. The Flow ist eine überhängende, kleingriffige und pumpige Route, während Ludwig eine Verschneidung mit abgefahrenen (wenn auch einfachem) Dach-Kamin-Einstieg ist.
Vincent, Basti und Thomas entschieden sich für The Flow, Michi für Ludwig. Die drei kamen wohl gut in "den Flow" denn sie kletterten The Flow schneller als man gucken konnte! Auch Michi, dem Ludwig perfekt in die Karten spielte, konnte schon im 2. Versuch ans Top klettern.
"Gut für die Vita", wie Vincent mit einem ironischen Lächeln sagen würde.
Damit ging das Wochenende für uns alle sehr erfolgreich zu Ende! Kein Wunder zieht uns die Fränkische magisch an!
Trad ohne Helm fragt ihr euch?
Das Luftballondach ist mittlerweile mit so vielen Sicherungsmitteln (Schlingen, 1 Haken und 2 Fix-Keile) ausgestattet, dass man kein eigenes Material mehr benötigt. Dass die fixen Keile herausbrechen ist aufgrund der (im Laufe der Zeit) häufigen Verwendung sehr unwahrscheinlich. Wer selbst noch etwas Material zur Sicherheit dazulegen möchte, sollte einen gelben und einen blauen Friend mitbringen.
Text: Michael Müller
Bilder: Sebastian Ziegler und Michael Müller