Der Kopf musste einarmig am kleinen Finger blockieren

Klettern in der sächsischen Schweiz

„Du kannst das! Du kannst das! Du kannst das…“: Der Ständige Monolog in meinem Kopf während fast jeder Tour im Elbsandstein, die ich dort vorstieg.

„Der stärkste Muskel ist der Kopf“ heißt es oft, und hier an den luftigen Sandsteinfelsen, muss der Kopf permanent einarmig blockieren – nur am kleinen Finger.
Fehler machen, gar stürzen - darf nicht passieren. Denn Bohrhaken sucht man hier vergebens, die würden in dem weichen Sandstein eh nicht halten.
Hier stopft man verknotete Schlingen in Risse, hackt man mit einem Holzspatel wie ein Höhlenmensch so lange auf sie ein, bis man denkt, dass sie halten. Also eventuell, vielleicht und vor allem hoffentlich im Falle eines Falles halten.

Wenn man Glück hat, gibt es in der Wandmitte mal einen rostigen dicken Ring, der mal vor vielen Jahren mit Bleistreifen in den Sandstein eingetrieben wurde. Ein Local erklärte mir, dass die Haken rosten müssten, denn so expandieren diese und halten erst so richtig… aha… seeeehr vertrauenserweckend.

Zum Glück haben schwerer Touren auch mal 3 oder 4 Ringe auf durchschnittlich 40 m Gipfelhöhe.
Dementsprechend wichtig ist es hier, in der Wiege des Freikletterns, nicht an seiner Leistungsgrenze zu klettern. Das geht auch gar nicht, denn der Kopf macht einem oft, in den häufig sehr ausgesetzten Linien mit spärlicher Absicherung, einen Strich durch die Rechnung.

Routen konsumieren, wie in der Fränkischen oder in Südfrankreich, kann man hier definitiv nicht. Man probiert hier nicht einfach mal eine Route aus, denn der Rückzug ist oft gar nicht oder nur schwierig möglich.

Also fängt man hier erst mal mit sehr leichten Touren an oder steigt, wie es viele hier machen, erstmal nur nach. Dann macht man immer schwerere Touren und irgendwann kommt man an den Punkt, wo dann die Schwierigkeit im Verhältnis zur Absicherung zu groß wird.

Oder, wie Lutz, ein Local, zu mir sagte: „Ich kenne keine Sportart, in der man so ums Überleben kämpft, wie beim Klettern im Elbi.“

Aber gerade wegen dieser abenteuerlichen Absicherung ist dieses Gebiet nicht so überrannt und man ist häufig an den Felsen alleine. So kann man die wunderschöne Natur und die einzigartigen Gipfel ganz für sich alleine genießen.

Hier hat das Klettern an den Gipfeln definitiv noch was mit Bergsteigen zu tun – einfach nur froh sein, dass alle heil angekommen sind und sich noch zum Abschluss ins Gipfelbuch eintragen.
Und dann einfach nur oben sitzen und das Panorama genießen…

 

Text: Niklas Kunze

Bilder: folgen in Kürze

 

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