Das Climbing Team im Val die Mello
>> In einem versteckten Seitental Italiens, dem Val de Masino liegt der Campingplatz la Scoiattolo, der für zwei Wochen zum Heim zweier Gruppen des DAVs werden sollte. Über die Pfingstferien beschlossen die Leistungsgruppe der Sektion Stuttgart und die Juniorengruppe der Sektion Schwaben das unter Kletterern sehr bekannte Val di Mello zu erkunden. Wir, die Leistungsgruppe, hatten uns für dieses Gebiet entschlossen, weil wir hier sowohl einfache und schwere Kletterei in Ein- und Mehrseillängenrouten, als auch Boulder zur Verfügung hatten und so für jeden etwas dabei war. <<
Neu für unsere Gruppe war, dass zum ersten Mal auch die jüngsten Mitglieder, Jannes und Falk, sowie Jona aus der Talentgruppe dabei waren. Gemeinsam mit ihnen ging es am ersten Tag in das wohl bekannteste und mehr oder weniger einzige Sportklettergebiet im Val de Masino: Das Remeno. Nach einem halbstündigen Zustieg, kamen wir schließlich an und waren alle heiß darauf endlich wieder Fels unter den Fingern zu spüren. Da Granit jedoch einige Eigenarten hat und keineswegs dem Kalkstein der Alb oder der Fränkischen ähnelt, war einiges an Eingewöhnungszeit nötig, vergleichbar mit der Akklimatisierung eines Bergsteigers. So mussten sich am ersten Tag auch eingefleischte 7c Kletterer an 7a’s vergnügen. Diese hatten natürlich auch ihren Reiz und wurden durchaus genossen. Wann findet man schon mal einen Sprungstart am Fels?
Früh am nächsten Morgen starteten wir, zum Bouldern in das für das Boulderfestival „Melloblocko“ so bekannte Val di Mello. Nach einigen Laufminuten trafen wir auf die ersten Boulder und beschlossen, uns von da an den Weg in die oberen Bereiche des Tals zu bahnen. Von 5c Bouldern zum Aufwärmen, Versuchen in 7c Problemen bis hin zu Highballs ließen wir kaum einen Block unberührt. Jedoch mussten wir uns bald eingestehen, dass die Mittagshitze doch zu warm war, um die Sloperkanten noch ernsthaft festzuhalten. In einer langen Mittagspause am hoch gelegenen Bergsee verbrachten wir dann die heißeste Zeit des Tages.
Jeder der schon einmal Bouldern war weiß, dass rauer Stein und zahlreiche Versuche in einem Boulder nur sehr temporär miteinander vereinbar sind. Deshalb stand auch bald der erste Ruhetag an. Doch was machen, wenn man in einem Tal in Italien ist, in dem es rechts und links nichts als Berge, Felswände, Boulderblöcke, Bäume, und einen See gibt? Manch einem Leser wird es nun natürlich wie Schuppen von den Augen fallen: Ein Bergsee, Bäume und Blöcke eignen sich perfekt, um eine Waterline zu spannen. Da wir nicht die ersten waren die auf diese Idee kamen, fanden wir praktischerweise auch schon Haken an denen wir die Slackline befestigen konnten. Nun wäre es sicher am einfachsten gewesen gemeinsam die Line aufzuspannen, doch als Überraschung für den ebenfalls slacklinebegeisterten „Neuzuwachs“ unserer Gruppe planten wir den Aufbau der Slackline im geheimen. Früh morgens, noch vor allen anderen begaben sich Jan und Michi daher auf den Weg, um sich angeblich dem Projekt einer Alpinen Route zu widmen, das sich in Wirklichkeit einen halben Meter über dem Wasserspiegel des Sees befand. Versteckt hinter Blöcken nahe dem Ufer glückte uns die Überraschung perfekt und die Freude war groß. Den halben Tag slackten wir gemeinsam über dem See und auch die Tatsache, dass alle die Wassertemperatur gefühlt auf weit unter null Grad Celsius schätzten, konnte uns nicht davon abhalten immer wieder den Gang über das Wasser zu wagen.
Aus dem Vorwand heraus eine alpine Mehrseillängenroute zu machen reifte in unseren Köpfen der tatsächliche Plan, auch einmal, wie unsere Schwäbischen Freunde aus der Juniorengruppe, auf Tour zu gehen. So beschlossen wir das kalte Wasser hinter uns zu lassen und auf dem Campingplatz einmal einen Blick in den Führer zu werfen. Auf dem Weg dahin juckte es uns wieder in den Fingern und wir konnten es doch nicht lassen, Hand an den Fels zu legen. Gerade waren wir mit einem packenden Boulder beschäftigt, da donnerte es plötzlich heftig, was so gar nicht zu dem strahlend blauen Himmel passte. Der schnelle Blick in die Richtung aus der das Grollen kam, zeigte uns das schockierende und zugleich beeindruckende Bild eines großen Felssturzes am unteren Teil einer mehreren hundert Meter hohen Felswand. Auf den Heimweg bot sich uns dann ein beeindruckender Anblick, denn der Staub des Felssturzes hatte den Fluss tief grau gefärbt und im Tal zog sich eine nebelähnliche Staubwolke nach unten.
Trotzdem wagten sich einige von uns noch an ein paar höhere Wände und so konnten wir nach den beiden Woche nicht nur von erfolgreich getoppten Boulderproblemen und Sportkletterrouten schwärmen, sondern auch von einigen schönen Seillängen in luftiger Höhe.
Text: Sina Roller
Bilder: Michael Müller und Athleten