Blog aus Osp (Slowenien)

Tag 1, 28.12.2018

8:00 Uhr, der Wecker klingelt. Viel zu laut, scheiß Teil! „Aufgesprungen, angezogen, ihr faulen Säcke! Das Wetter ist fantas… nebelig.“ Eine einzige Suppe und wir, quasi als Speckwürfelchen, mitten drin. Die Felsen gerade so zu erahnen.
Egal, Müsli und Brot runterzwängen und schon geht’s los zum Fels. Zum Glück hatten wir gefrühstückt, denn sonst wären einige auf dem langen Weg (ca. 5 min) zusammengebrochen. Als wir dann endlich da waren, wurden direkt die ersten Touren ausgecheckt.

 

Die Vernünftigen machten sich erstmal in leichten Platten warm, während manch anderer sich schon direkt einen dicken Kaltpump holte. Als die Sonne raus kam, ging‘s dann auch schon ab: Sonci dnevi (7b) wurde gleich von Theo, Jona und Ben gezogen. Jens kletterte hart am Limit in RKc (8a) dafür auf den 2. Go, genauso wie Thomas in Dalec stran je sodni dan (7b).

 

Und mitten in der Wand an einem Stand baumelnd froren Michi und Niklas. Aber dafür gibt es jetzt geile Fotos und nach dem Urlaub auch ein Video. Die Frostbeulen haben sich also gelohnt.

 

Tag 2, 29.12.2018

Das Virus hatte uns gepackt, aber leider nicht nur das Klettervirus. Das Bazillus Maximus hat Michi flachgelegt, Jannes ist auf dem Weg der Besserung und Niklas brütet seine Halsschmerzen weiter aus.

Unvernünftig, wie er ist, kletterte er dann zusammen mit Jens in Misja pec trotzdem noch den Hobit (7c), während Philippe seine erste 9a (6c) sogar flashte! Thomas knüllte die Leisten eisenhart durch in Ponarejena zelva (7b) und auch für Sina ist der Durchstieg nicht mehr weit.


Die andere Gruppe musste in Babna hungern, da ein „echt hässlicher“ Hund ihr Brot klaute. Jegliche Versuche den Hund zu verfolgen, scheiterten aufgrund mangelnder Kräfte.
David konnte dennoch Dalec stran je sodni dan (7b) flashen, was wohl daran lag, dass Michi noch den Topf Chili vom Vorabend vorbeibrachte. Doch auch der musste wieder vor den Hunden verteidigt werden.


Zum Abendessen gibt es jetzt irgend so ein afrikanisches Linsengedöns mit Couscous. Wir sind gespannt – der Hunger treibt´s nunder, der Geiz bhälds drin.

Tag 3, 30.12.2018

Wieder 8:00 Uhr, wieder viel zu früh.

Dafür gab`s heute auf die Schnauze. Zumindest für einen kleinen Teil der Gruppe. Lea, Basti, Philippe und Niklas wagten sich an die erste Mehrseillänge in Osp. Die Netopir (6c, 5 SL, 110 m) ging durch überhängenden Fels und technisch durch Verschneidungen.
Dort konnten dann gleich unsere neuen Exen getestet werden, auch wenn ein Sturztest noch folgen muss.


Jona hat heute richtig Gas gegeben: Neben einem Onsight in Pticja perspektiva (7b), konnte er den Hobit (7c) gemeinsam mit David, Thomas und Jannes besiegen.
Direkt daneben kletterte Jens noch Corto (8a) und Malena Tortuga (7b), nachdem sie zum Aufwärmen ein paar Steine geknetet hatte.
Michi konnte in Matamoro (7c) punkten, während Sina einen kleinen Sonntagsspaziergang in Ponarejna zelva (7b) machte. Felix hat Philippes 9a vom Vortag nach seinem Durchstieg direkt mal auf 6c abgewertet.

Zum Dank, bekam Philippe auch noch die Haare geschnitten. Es war einfach dringend nötig und es sieht… nunja… ok aus. Und die kleine Ecke vorne im Pony fällt nun wirklich niemandem auf!

Tag 4, 31.12.2018

Letzter Tag im Jahr, letzter Tag für uns… vor dem Ruhetag. Denn der ist jetzt dringend nötig.

Bei uns alten Säcken ging deshalb heute auch nicht viel.
Doch die ganzen jungen Hüpfer haben uns nochmal gezeigt, wo der Hammer hängt. Theo machte mit dem Hobit seine erste 7c und auch Basti und Ben konnten ihn klettern. Die Sonne brannte uns so sehr auf den Rücken, dass Max eine Abkühlung im Iglu (8a) suchte.


Scheiße, sind die stark geworden!
Dafür können wir mehr Burger essen - Niklas schaffte ganze vier!

Sobald wieder Platz im Bauch ist, gibt`s dann noch Panetone zum Feuerwerk. Im italienischen Supermarkt nebenan gab`s leider keine Knaller und Raketen, doch zum Glück haben wir ein bisschen was aus alten Lagerbeständen mitgebracht.

Es war ein schöner Jahresabschluss in Osp, leider klettern wir hier erst nächstes Jahr wieder.

Tag 5, 01.01.2019

Wieder 8:00 Uhr… der Wecker klingelt nicht! Fantastisch, nochmal umdrehen und ausschlafen. Dann ein ordentliches Frühstück mit italienischem Käse und Salami und dazu noch ein paar Eier. Ein super Start in unseren Ruhetag.


Als wir dann aufbrechen wollten, um die Höhle von Postojna zu besichtigen, waren die Autoschlüssel schon mit den anderen am Fels. Also musste Basti noch schnell zum Fels hochrennen und dann die Schlüssel holen.
So kamen wir dann kurz vor knapp an der Höhle an und wurden gerade eben noch reingelassen. Dort ging es dann mit einer kleinen Bahn rund 2 km tief in die Höhle. Insgesamt sahen wir nur 3 km von der 25 km langen Höhle. Von den Decken der riesigen Hallen hingen große Zapfen hinab, schade, dass man hier nicht klettern darf!

Hungrig machte uns dann der Anblick des Spaghetti-Saals, von dessen Decke ganz dünne, lange Stalagniten…äh…-titen… ach egal, die hingen jedenfalls runter.
Einen Spätzle- oder Maultaschensaal gab`s leider nicht. Deshalb bekochte uns Malena, wieder zu Hause angekommen, mit Pfannkuchen und die letzten Burgerreste wurden auch vernichtet.

Dennoch gab es ein paar Fleißige unter uns, die Klettern gingen. Simon kletterte seine erste 8a (Iglu), die der Jens gleich mal flashte. Und auch Jannes konnte mit Sansara eine Route in dem Grad 8a ziehen. Stark Jungs!

Tag 6, 02.01.2019

Ausgeruht und topfit vom Ruhetag ging es heute wieder ab.

David und Jannes kletterten beide eine 8a (Iglu & Samsara) in Misja Pec, während Philippe den mächtigen Zapfen in Rodeo (7a) ritt und bändigte. Unser Quotenfranzose ist einfach ein begnadeter Torero! Auch Lea konnte diese klettern und flashte zusätzlich noch Teta Liza (7a).
Thomas bewies seine Laktatresistenz in Dolga Kava (7c), nachdem er sie gestern ausgebouldert hatte.


Michi und Niklas machten ihre bisher schwerste Mehrseillängentour: Die stark überhängende, fast hundert Meter lange Trzaska Smer (7b, 5SL). In den ersten zwei Seillängen ging es durch steile Sinter, dann folgte eine lange, technische Verschneidungs-Seillänge.

In der 4. Seillänge wartete dann zu unserer Überraschung ein Offwidth! Niklas war in seinem Element. Angestrengt schrubbte er durch das aalglatte Monster und auch Michi konnte sich erfolgreich durchquetschen.
Einfach geil!
Zur Belohnung gab es dann noch eine leichte Seillänge. Jetzt sind wir heiß und wollen noch mehr solche Touren machen!

Tag 7, 03.01.2019

Früh aufstehen, schweren Rucksack tragen, zum Fels latschen… anstrengend!
Die Finger an scharfen Griffen aufschlitzen, Ellenbogen und Knie am Fels anhauen und mit dem Finger in kleinen Löchern stecken bleiben… aua, aua!
Die Arme werden dick, die Beine fangen an zu zittern, trotzdem weiterklettern… Quälerei!
Der letzte Haken ist weit unter einem, rostig und das Sturzgelände nicht optimal… gruselig!
Warum machen wir das?


Weil‘s geil ist!

Komplett erschöpft und glücklich oben auf dem Fels zu sitzen und die Aussicht zu genießen entschädigt alle Schindereien.

Und genau deshalb hat Basti heute auch endlich Samsara (8a) durchgestiegen und Lea Danger Zone (7a). Teta Liza wurde von Felix als seine erste 7a geklettert und Jannes und Theo kletterten J.F.S.K. (7c+). Michi und Niklas schoben sich über die Platte von Oro Puro (7c) zum Umlenker.


Ziaga Musch!

Tag 8, 04.01.2019

8. Tag, die Belagerung des Iglus (8a) ging weiter.
Die heiße Sonne konnte ihm nichts anhaben, der kalte Wind machte den Kampf noch härter. Vor jedem Angriff musste man zuerst eine Nummer ziehen, um starten zu können. Die stundenlangen, erbitterten Reißereien der drei Muskeltiere Thomas, David und Michi, ließen das Bollwerk schließlich fallen. Thomas stand zuerst oben auf dem Iglu und verkündete den Sieg, David und Michi folgten ihm.
Was ein Kampf!
Thomas und David hatten danach noch nicht genug und kletterten Flashdance (7c), Lea und Sina Ribalton (7a+).

Zum Abendessen gibt’s Klöße mit Pilzsoße, damit wir nochmal ordentlich anreißen können!

Tag 9, 05.01.2019

Letzter Tag in Osp. Heute galt es nochmal richtig durchzuziehen, denn es ist immer blöd mit offenen Projekten nach Hause zu fahren. Die Klöße in Pilzrahmsoße am Vorabend haben uns sehr gemundet und nochmal ordentlich Dampf gegeben. Als dann noch die kümmerlichen Reste aus den Tupperdosen gekratzt waren, ging es an die Durchstiege:


Jens kletterte das Unaussprechliche Strta Srca (8a+) schon im 2. Go und Michi Rock `n Roll (7c+) ebenfalls im 2. Go.
Max zog Samsara (8a) und auch Sina konnte Minulet (7b+) durchsteigen.
Trotz des Blutopfers, welches Niklas brachte und auf den heiligen Felsen verteilte, war der Durchstiegsgott nicht allen hold, sodass Einige doch mit offenen Projekten nach Hause fahren müssen.

Zum Trost und natürlich auch zur Belohnung gehts gleich nach Italien Pizza essen.
Ein gelungener Abschluss.


Osp, wir werden deine speckigen Sinter und sonnenverwöhnten Kessel, deine netten Leute und kurzen Zustiege und natürlich deine langen und steilen Touren vermissen…


Wir kommen wieder!

 

 

Text: Niklas Kunze

Bilder: Michael Müller, Simon Eppinger und Niklas Kunze

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