Auf zum großen Sandkasten!
Sandelsachen eingepackt, Matschhose angezogen und los geht’s, zu dem besten und größten Spielplatz den man sich als Kletterer/Boulderer vorstellen kann. Nur wenige Kilometer südlich von Paris liegt der Wald von Fontainebleau. Flacher wie das Saarland oder Schleswig Holzstein. Aber trotzdem ein Ort der jedes Bouldererherz höherschlagen lässt. Klingt komisch, ist aber so.
>> Wer es noch nicht weiß:
Bouldern bedeutet Klettern auf Absprunghöhe. Das Seil wird durch eine Matte (Crashpad) ersetzt. Jedoch werden die Züge einfach so schwer gewählt, dass selbst bei einer geringen Höhe schon eine sehr hohe Anstrengung zu spüren ist. In den Wäldern versteckt findet sich eine der schönsten Ansammlungen von Sandsteinblöcken weltweit. In den meisten Fällen zwischen 2 und 7 m Höhe, bieten diese eine schier unendliche Zahl an möglichen Routen und Klettermöglichkeiten. <<
Dementsprechend war es selbstverständlich, dass da das Climbing Team auch hier seine Spuren im Sand hinterlassen musste.
Am Samstag ging es los. Crashpads, Chalk und Schuhe eingepackt und los ging die Fahrt. Die Zwischenstops an den Autobahnraststätten wurden meist dazu benutzt, die Aussicht von Laternen zu genießen, oder Balance-Übungen an vorhandenen Parkplatzgegenständen durchzuführen. Nach ca 7 Stunden Fahrt kamen wir schließlich alle an unseren zwei Gites, welche uns die nächste Woche beherbergen würden, an. Nach kurzem Ausladen der Habseligkeiten, wurden alle (Kinder) wieder eingepackt, und wir fuhren ins erst beste Bouldergebiet, wo wir schließlich noch 2 Stunden mit Hirnbirn (heißt auf neudeutsch Stirnlampe) uns die Finger langzogen. Leider war ein Teil der Felsen noch ein bisschen nass, da es während dem ganzen Tag leicht geregnet hatte.
Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Tag auf zum ersten „richtigen“ Bouldertag. Für unsere heutigen Heldentaten hatten wir uns das Betätigungsfeld im Gebiet „Elephant“ rausgesucht, welches seinen Namen auch zu Recht trägt. Der erste Block des Gebiets sieht wirklich wie ein versteinerter Elefant aus. Nach kurzen Umweg von ca 1 Stunde Autofahrt, erblickten wir die ersten Felsblöcke in strahlendem Sonnenschein. Da es für viele in der Gruppe einer der ersten Tage am Fels überhaupt war, wurde auch erst mal ausgecheckt, wie denn allgemein das Bouldern in freier Natur funktioniert. “Kann mir mal jemand die Griffe und Tritte anmalen ?“...wurde des Öfteren genörgelt.
Während sich die einen an den ersten schweren Nüssen bis Fb 7c versuchten, nutzten andere die Zeit einfach um viel Leichtes zu klettern, was jedoch auch nicht weniger ermüdend war. Nachdem die ersten Finger müde geklettert waren, wurden die Weitsprungtechniken zwischen den einzelnen Blöcken getestet, was am nächsten Tag zu einigem Stöhnen über den schlimmen Oberschenkel-Muskelkater führte....
Wenn man Mitglied des Climbing Team's sein will, hat man so manches zu ertragen. z.B. wenn man den Trainern hinterherlaufen muss. Da leider die Gebiete nicht mit einem großen blinkenden Pfeil angeschrieben waren, konnte man sehr leicht einmal im Kreis außen herum laufen, ohne die Blöcke zu finden. So gab es am nächsten Tag, bei der Suche das Bouldergebiet Franchard Cuisinere zu finden, eine schöne kleine Wander-Ausdauer-Einheit. Aber schließlich wurden wir doch noch fündig, und konnten so hier auch noch unsere Finger in den Fels graben.
Der vierte Tag fing sehr viel versprechend an, mit Sonnenschein und kaum einer Wolke am Himmel. Und so ging es auf, in das wohl beliebteste Bouldergebiet in Fontainebleau: Bas Cuvier. Das freute vor allem die Lauffaulen in der Gruppe, da die ersten Blöcke schon 10 Schritte vom Parkplatz entfernt anzutreffen waren. Doch leider hielt das Wetter nicht so, wie es am Morgen den Anschein machte und so fing es gegen Nachmittag an zu regen. Da jedoch die meisten schon sehr effektiv ihre Fingerhaut dezimiert hatten, war das auch nicht all zu schlimm.
Und so war auch am nächsten Tag für einen Teil erstmal Ruhetag angesagt, den sie erst beim „Shop-Wandern“ in Fontainebleau, und anschließend beim „McDonalds-Ketchup-Automat-bestaunen“ verbrachten. Der Rest, die die nicht auf den Ruhetag angewiesenen waren, verbrachte den Bouldertag im Gebiet 95.2, welches ebenfalls einige sehr schöne Blöcke zu bieten hatte, und vor allem sehr schnell abtrocknet.
Am 6. Tag war mal wieder die ganze Gruppe versammelt. Leider regnete es den gesamten Morgen, so dass vor 14 Uhr leider nicht an Bouldern zu denken war. Trotzdem ließen wir uns nicht abhalten und fuhren ins Gebiet „Cul de Chien“, ebenfalls eines der bekanntesten Gebiete in Fontainebleau. Im Laufe des Tages wurden die Blöcke immer trockener, so dass gegen Ende sogar noch anständige Bedingungen herrschten. Zumindest hatten unsere Höhlenbewohner sehr Spaß der Steinzeitkunst zu frönen. Was dann zu kurzzeitigen Meinungsverschiedenheiten führte, als die Wandmalereien wieder entfernt werden mussten.
Und da war er auch schon. Der letzte Tag. Wie als kleines Abschiedsgeschenk war das Wetter in bester Laune, und schenkte Sonnenschein und trockene Felsblöcke. Und so wurde das Gebiet „Franchard Isatis“ unsicher gemacht. Die letzten Millimeter Fingerhaut abgeschrubbelt, und der letzte Chalk verbraucht. So, dass man auch mit beruhigtem Gewissen wieder nach Hause fahren konnte: Wir hatten genug getan.
Uns wird allen Fontainebleau in guter Erinnerung bleiben. Am liebsten wären die Trainer dem Wunsch einiger nachgegangen, dass man doch einfach noch eine Woche, an die ereignisreiche Zeit, dranhängen könne. Doch ob die Lehrer und Eltern das verstanden hätten? Man weiß es nicht... Das wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Text: David Reiser
Bilder: Teilnehmer der Ausfahrt, Archiv Climbing Team