Verlieren will gelernt sein!
>> Ja mach nur einen Plan,
Sei nur ein großes Licht!
Und dann mach noch `nen zweiten Plan
Gehen tun sie beide nicht. <<
-Bertolt Brecht , Dreigroschenoper
Es gibt wohl nichts was uns Menschen mehr ärgert als Verlieren. Jeder will gerne der Beste, Größte, Schnellste, Klügste oder Stärkste sein. Aber was unterscheidet eigentlich einen Gewinner vom Verlierer? Ist es die Luft, die er atmet? Hat er eine andere Einstellung zum Leben? Oder hat er einfach nur Glück gehabt?
Zu verlieren ist demütigend. Man muss sich mit seinen eigenen Schwächen auseinandersetzen, muss über die Zukunft nachdenken und darüber wie es jetzt weitergeht. Man muss seine Ziele neu überdenken, sich darüber klar werden, ob man selbst die Schuld hat, oder die Ziele einfach zu hoch waren, oder was gewesen wäre, wenn die Randbedingungen anders gewesen wären.
Aber jeder der schon einmal verloren hat und wieder aufgestanden ist weiß dass man aus jeder Niederlage auch gewinnt. Wir werden reifer, bilden Charakter aus und werden intelligenter. Dies ist die Chance, die aus einer Niederlage erwächst, auf die wir lieber verzichten würden.
Wenn wir im Leben nur darauf aus sind, unsere Umstände zu verbessern, mehr Geld, mehr Macht, mehr Ruhm oder einen besseren Partner zu bekommen, ist unser Scheitern vorprogrammiert. Denn spätestens auf dem Gipfel, wenn es nichts besseres mehr gibt, wird es wieder bergabgehen. So blöd es auch erscheinen mag, aber das Glück im Leben erreichen wir nicht, indem wir alles haben, sondern wenn wir die Fülle in dem Bewusstsein erleben, dass wir niemals alles haben werden, wie es Ute Lauterbach auf den Punkt bringt.
In diesem Punkt gibt es wahrscheinlich nichts, dass uns so unbarmherzig auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wie Kletterwettkämpfe. Der Trainingsstand ist zwar Voraussetzung um eine gute Platzierung zu erreichen, jedoch kann selbst der Beste ganz leicht sein ganzes Tagesergebnis mit einer kleinen Unachtsamkeit ruinieren.
Wenn die besten Boulderer Deutschlands zusammentreffen um den Tagessieger zu ermitteln, zählt nicht nur Kraft und Können, sondern auch ganz besonders das perfekte Umsetzen der eigenen Fähigkeiten.
Die gestellte Aufgabe an die Wettkämpfer gleicht einem Puzzlespiel, in welchem mühlsteinschwere Teile mit verbundenen Augen zusammengefügt werden müssen. Die Kletterrouten sind schwer, sehr schwer. Schließlich sollen ja die Besten klar selektiert werden und nicht alle gleichplatziert aus dem Wettkampf gehen. Daher könnte ein untrainierter Kletterer sich meist nicht einmal in der Startposition halten. Die vorhandenen Griffe sind so schlecht, dass sie nur in Kombination und der richtigen Reihenfolge, der perfekten Körperposition und der richtigen Druckverteilung zwischen Füßen und Händen gehalten werden können. Und hoch kommt nur der, welcher auf dem Weg bis zum letzten Griff keine Fehler macht.
Die meisten Wettkämpfer könnten die gestellten Aufgaben mit genügend Ruhe, Zeit und Versuchen lösen. Nur unter Zeitdruck und einer begrenzen Anzahl an Versuchen und dem psychischen Stress unter Wettkampfbedingungen werden selbst die leichtesten Aufgaben zu einer nervlichen Zerreißprobe. Selbst die Routiniertesten machen Fehler und Versagen. Es liegt nicht nur an der Vorbereitung sondern an der richtigen Umsetzung im Moment des Wettkampfes.
Meist ist nach dem Wettkampf nur einer wirklich mit seiner Leistung zufrieden, und zwar der Gewinner.
Wenn wir uns nun dieser "Schmach" aussetzen und uns trotz besseren Wissens in die Gefahr begeben zu verlieren, können wir zwar im schlimmsten Fall danach unsere Nase nicht mehr so hoch halten, jedoch haben wir die Möglichkeit aus unseren Fehlern zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen. Wir werden trainieren, unsere Fehler korrigieren und uns auf das nächste Ziel konzentrieren. Eine bessere Vorbereitung auf den harten Alltags des Lebens kann es nicht geben. Das ist der Stoff aus dem Gewinner gewebt sind….
Die Ergebnisse der Stuttgarter waren bei einem sehr starken Starterfeld von 118 Startern:
Juniorinnen:
Lynn Dinges (Platz 6)
Junioren:
Thomas Stoll (Platz 8)
Paul Schall (Platz 15)
Moritz Winkler (Platz 18)
Michael Müller (Platz 22)
Damen:
Andrea Fichtner (23)
Herren:
David Reiser (37)
Johannes Kilian (74)