Über und unter der Fränkischen

Am Parkplatz des Kletterzentrums in Stuttgart tummeln sich Kinder und Stadtmobilbusse am Samstagmorgen. Immer wieder laufen verwirrte Kinder an uns vorbei, die nicht mehr zu wissen scheinen wo sie hinmüssen. Welches Auto fährt denn nun in die Fränkische, und welches nach Südfrankreich? Diesen Trubel verursachen nicht nur wir, dass Climbing Team, sondern noch zwei weitere Gruppen aus der Kletterhalle, die beschlossen haben die erste Pfingstwoche zu nutzen, um ein paar Felsen unsicher zu machen.

 

Unsere Teilnehmer sind dieses Mal aus den zwei jüngeren Gruppen des Climbing Teams, die Talentminis und die Talentfördergruppe. Wir sind zu fünfzehnt, 4 Leiter und 11 Kinder zwischen 8 und 14. Als schließlich alle Kinder die richtigen Busse gefunden haben, machen wir uns auf den Weg in die fränkische Schweiz. Das erste Ziel ist der Campingplatz in Betzenstein. Dort bauen wir gemeinsam die Zelte auf und nutzen dann den Rest des Tages, um an den Betzensteiner Sportkletterwänden noch ein paar Fingerlöcher an zu testen.

 

Nachdem alle ein bisschen Felsluft geschnuppert haben, gehen wir zurück zum Campingplatz und lassen den Abend mit kleinen Spielen, leckerem Essen und ein paar Geschichten ausklingen. Die nächsten zwei Tage nutzen wir das gute Wetter und toben uns an den Leupoldsteiner Wänden und im Hexenkessel aus. Dabei werden bereits die ersten Erfolge in 8- und 8ern verbucht und einige Kinder sind so motiviert, dass sie sogar die kleine Mittagspause kaum aushalten und am liebsten sofort wieder zurück an die Wände möchten. Doch am Ende der zwei gut genutzten Tage zeichnet sich abends dann doch allgemeine Erschöpfung ab.

 

Deshalb beschließen wir am nächsten Tag einen Ruhetag zu machen. Dafür haben wir Trainer uns etwas Besonderes ausgedacht: Warum sollen immer wir Trainer das Abendprogramm gestalten, wenn das auch die Teilnehmer können. Dafür sollen sie zum einen ein paar Spiele organisieren, aber auch das Abendessen planen, mit einem bestimmten Budget einkaufen und kochen. Beim Einkaufen entstehen teils heftige Diskussionen unter den Kindern, doch nach einer Weile scheint sich ein Plan abzuzeichnen. Da darf man sich ja auf morgen freuen!

 

Die erste Hälfte des Ruhetages verbringen wir im Freibad bei dem Versuch Spring-, Rutsch- oder Tauchrekorde aufzustellen. Disziplinen wie seitlich auf einem Bein hüpfend als erster das Becken zu durchqueren werden bald aufgestellt und fleißig trainiert. Nach ein paar Stunden kehren wir dann zum Campingplatz zurück und beginnen mit dem Abendprogramm der Kinder. In zwei Gruppen treten wir dabei in verschiedenen Spielen gegeneinander an bis auch die letzten Kraftreserven leer sind. Das Kochen klappt bei den Kindern nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut und so können wir abends alle satt und platt in unsere Schlafsäcke kriechen.

 

Der Ruhetag war damit zwar sehr abwechslungsreich und überhaupt nicht langweilig, doch mit Ruhe hatte er wohl etwas zu wenig zu tun. So sind am nächsten Tag fast alle platter als vor dem Ruhetag und schon nach kurzer Zeit am Fels beschließen wir, dass ein Bus früher zurückfährt und sich am Campingplatz erholt. Als es dann am nächsten Tag in Strömen regnet, sind wir doch ein wenig verzweifelt: War der Ruhetag ein Fehler?

 

Nach einigem Führerwälzen und langem kramen in unseren Erinnerungen bietet uns die Soranger Wand einen erstaunlich trockenen Felsen an dem sogar ein paar 5er selbst abends noch kaum feucht sind. Diejenigen unserer Gruppe, die gerade nicht klettert, vertreibt sich den Tag mit Kartenspielen unter dem Überhang und schließlich damit Finja zuzuhören wie sie fast ein komplettes Buch vorliest. Andrin (10), der beschließt für sich einen neuen Grad zu erobern, verbringt den Großteil des Tages in Hungry Eyes (8+). Nach zahlreichen Versuchen zeichnet sich jedoch auch bei ihm langsam die Erschöpfung ab und er muss lernen wie es sich anfühlt mit einem Projekt vom Felsen zu gehen – vorerst.

 

Am Freitag steht schließlich noch eine Höhlenbegehung auf dem Programm. Wir haben das Glück, dass Robin einen professionellen Höhlenführer persönlich kennt. So können wir gemeinsam die Bismarkhöhle erkunden und werden sogar in einem der beeindruckenden Räume mit frischem Kakao von Robins Vater angenehm überrascht. Da sich der Urlaub bereits dem Ende zuneigt, fährt nach der anstrengenden Höhlenbegehung noch ein Teil der Gruppe an die Soranger Wand um die letzten Stunden Sonne nutzen zu können. Andrin gelingt schließlich noch der Durchstieg von Hungry Eyes und auch die Anderen können noch einige Erfolge verbuchen.

 

Am nächsten Tag ist es leider so weit. Die Zelte müssen abgebaut und alle Sachen zusammengepackt werden. Dann geht es schon in Richtung Heimat. Jedoch nicht ohne einen Zwischenstopp an der grünen Hölle in der alle nochmal bei schönstem Abschiedswetter ein paar tolle Routen klettern können. Dann kehren wir zurück und fallen abends erschöpft und glücklich ins eigene Bett. In meinen Träumen bin ich bereits an den nächsten Felsen unterwegs. Mal schauen wohin unser nächster Urlaub geht.

 

Bericht: Lea Roller

Bilder: Michael Müller und Jan Deuchert

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